Betheln und umzu Schattenlinie



KulturKreis Gronau zeigt im Februar Video-Porträt der Dorfpflege Betheln – Eddinghausen – Haus Escherde in den Lichtspielen

Menschen aus drei benachbarten Ortsteilen arbeiten mit vereinten Kräften und individuellem Engagement daran, dass das Leben bei ihnen zu Hause lebenswert ist und bleibt. Wer einen lebendigen Eindruck von diesem Zusammenwirken erhalten möchten, der sollte schon bald eine Abendvorstellung in den Gronauer Lichtspielen besuchen. Dort ist im Februar im Vorprogramm ein Kurzporträt über den Verein Dorfpflege Betheln – Eddinghausen – Haus Escherde zu sehen, entstanden im Projekt „Vereine los!“ des KulturKreis Gronau e.V.

Im Projekt „Vereine los!“ des KulturKreis Gronau wurde das Engagement innerhalb sechs verschiedener Vereine und Initiativen aus der Samtgemeinde Leinebergland in Interviews und Kurzfilmen festgehalten. Die entstandenen Beiträge sind seit November jeweils einen Monat lang vor dem Abendfilm im Gronauer Kino zu sehen; jeweils um 20.15 Uhr. Zuletzt präsentierte eine Gruppe junger Menschen, die in der Jugendbegegnungsstätte Gronau die JuLeiCa, die Jugendleiter*innen-Karte, erworben haben und ehrenamtlich in der Jugendarbeit tätig sind, sich und ihre Arbeit auf der Leinwand. Nun folgt das filmische Porträt der Dorfpflege Betheln – Eddinghausen – Haus Escherde.

Wünsche selber wahr machen
„Wenn das Leben in unseren Dörfern lebendig bleiben soll, müssen wir alle es lebendig gestalten“, erklärt Angela Grapentin, 1. Vorsitzende, das Motto des inzwischen über 30 Jahre bestehenden Vereins Dorfpflege Betheln – Eddinghausen – Haus Escherde und fügt hinzu: „Unsere drei Dörfer, die seit 2016 Ortsteile der Stadt Gronau (L.) sind, haben sich durch ihre räumliche Nähe schon immer verbunden gefühlt. Inzwischen ist noch klarer: Wenn wir bei uns auf dem Land eine hohe Lebensqualität erreichen und halten wollen, dann müssen wir auch selbst dafür aktiv werden; wir können uns nicht ausschließlich auf das verlassen, was die Kommune leistet.“ Beispiel dafür sei etwa der Weihnachtsmarkt. Da gebe es in Gronau-Stadt „einen für alle“. Wenn sich die Nachbar*innen jedoch Weihnachtszauber und Glühwein auch direkt vor der Haustür wünschten, dann müssten sie eben zusammen einen eigenen auf die Beine stellen. Und das tun sie hier auch, alle Jahre wieder auf dem Kirchhof in Betheln, 2022 voraussichtlich am 26.11.

Bei zahlreichen Festen, Veranstaltungen und Märkten im Jahreslauf bündelt der Dorfpflegeverein die Aktivitäten der weiteren Vereine vor Ort, andere organisiert er komplett selbst. Dabei geht es inhaltlich nicht nur um Freizeitgestaltung und Geselligkeit, auch Landschaftspflege und -gestaltung, Natur- und Umweltschutz sowie Kultur- und Heimatpflege haben sich die im Verein Aktiven auf die Fahnen geschrieben.

Angela Grapentin
„So viel Freiheit wie möglich, so viel Unterstützung wie nötig.“ Nach diesem Motto agiert Angela Grapentin aus Betheln als 1. Vorsitzende des Dorfpflegevereins, welcher sehr vielfältige Aktionen und Projekte bündelt.

Ein Verein, große Bandbreite
Die Vielfalt der Aktivitäten und Projekte des Dorfpflegevereins entspringt direkt den Interessen, Talenten und Wünschen der Menschen vor Ort. „Es ist nicht etwa so, dass wir vom Vorstand uns einmal im Jahr zusammensetzen und ein Programm planen, für dessen Umsetzung wir dann Ehrenamtliche suchen. Ganz im Gegenteil: Leute aus Betheln, Eddinghausen und Haus Escherde kommen auf uns zu mit eigenen Ideen. Passen diese zum Vereinszweck und sind realisierbar, nehmen wir die Ideen auf und unterstützen die Ideengeber*innen tatkräftig bei der Umsetzung“, erläutert Angela Grapentin das Zustandekommen der verschiedenen Aktionen und Veranstaltungen. So erzählt beispielsweise Claudia Fischer aus Betheln von der jüngeren Geschichte des hiesigen Staudenmarktes: „Ich brauchte 2019 Pflanzen für meinen Garten und fragte mich, warum es dafür eigentlich keinen Flohmarkt gibt. Für Kinderkleidung gibt es ja schließlich auch einen!“ Als sie die Idee dem Vorstand vortrug, wurde sie sofort gefragt, ob sie eine solche Veranstaltung selber umsetzen wolle. Der Staudenmarkt Ende September zog dann zahlreiche Pflanzenfreund*innen, auch aus der Umgebung, an. Dieses Jahr ist eine Neuauflage der Veranstaltung unter dem Motto „Blütenträume“ für den 24.9. geplant. Diese Offenheit des Vorstands für ganz unterschiedliche Aktivitäten und die Tatkraft aller Beteiligten findet Claudia Fischer großartig: „Das wird dann einfach gemacht!“

Individuell anpacken statt passiv unterstützen
Einen Mitgliedsbeitrag gibt es bei der Dorfpflege nicht. Dafür beteiligt sich rund 80 Prozent der Mitgliedschaft aktiv an der Umsetzung von Aktionen und Veranstaltungen des Vereins – eine Bilanz, von der wohl viele andere Vereine nur träumen können. Dieser mess- und sichtbare Erfolg des Prinzips „selber umsetzen lassen“ liegt Grapentin zufolge darin begründet, dass sich schlicht jede*r für das am besten und nachhaltigsten engagiert, was ihm*ihr am meisten am Herzen liege. Schließlich komme der Name des Vereins, „Dorfpflege“, nicht von ungefähr.

„Pflege bedeutet, dass man sich um etwas kümmert, und mehr noch: dass man sich zuständig fühlt“, erklärt sie. So hat sich auch Ingrid Hildebrandt im Verein eine Aufgabe quasi vor der Haustür gesucht, für die sie sich zuständig fühlt. Nach ihrem Renteneintritt sah sie in einem öffentlichen Beet in Betheln Ehrenamtliche, auch aus dem Vorstand, harken und jäten und beschloss: „Das wäre was für mich!“ Seitdem kümmert sie sich federführend um ihre kleine grüne Insel und schätzt daran besonders die zeitliche Flexibilität: „Als ich noch nicht in Rente war, musste ich immer mit der Uhr arbeiten. Jetzt mache ich hier sehr gerne Gartenarbeit – aber eben nur dann, wenn ich Lust und Zeit dazu habe.“

So wie Ingrid Hildebrandt für die „Beetpflege am Bache“ eigenverantwortlich zuständig ist, sind auch die weiteren Bereiche des Vereins in Arbeitskreisen organisiert. Jeder davon hat feste Ansprechpersonen, die wiederum gegebenenfalls kleine Teams zusammenstellen; traditionell etwa für die Beet- und Grünflächenpflege, den Obstbaumschnitt, die Aufstellung und den Erhalt von Bänken im öffentlichen Raum sowie seit einigen Jahren für die Beschilderung von Wirtschaftswegen, die Aussaat von Frühjahrsblühern, aber auch für wiederkehrende Veranstaltungen wie das Literaturfest „Lesenacht“ oder das „Magnolienfest“, bei dem sich die hiesigen Vereine präsentieren. Hinzu kommen Interessengruppen mit gemeinsamen Hobbys, etwa der Lesekreis oder die dem Handarbeiten verpflichtete „Knüddelgruppe“.

Gerlinde Wierzema
Es gibt nicht nur einen öffentlichen Bücherschrank und einen Lesekreis, sondern auch ein jährliches Vorlese-Event, die „Lesenacht“, hier mit Gerlinde Wierzema am Lesepult.

So viel Freiheit wie möglich, so viel Unterstützung wie nötig
Die einzelnen Arbeitskreissprecher*innen stimmen sich regelmäßig mit dem Vorstand über ihre Vorhaben ab, erhalten bei Bedarf Unterstützung und setzen ihre Projekte dann eigenständig um. Trotz dieser spezialisierten Gruppen bleibt jede Aktion des Vereins eine gemeinschaftliche. „Während eine Person beispielsweise plant und die Fäden zusammenführt, unterstützen andere mit dem, was wiederum sie gerne ehrenamtlich leisten wollen und können; sei es das Beisteuern eines Kuchens für die Kaffeetafel bei einer Veranstaltung oder auch das Design werbewirksamer Plakate, die dann für regen Zulauf sorgen“, so Angela Grapentin. Für Letzteres könne der Verein sogar auf die Unterstützung einer professionellen Designerin zurückgreifen. „Ein großer Glücksfall!“, wie Grapentin betont. Marita Schulenburgs ehrenamtliche grafische Gestaltung lässt die Drucksachen des Vereins wirken, vom Flyer über die Wanderkarte in der Wanderschutzhütte bis hin zur gerade brandneu aufgelegten Dorfchronik. Auch die im November 2021 erschienene Chronik selbst ist ein Projekt der Dorfpflege in Zusammenarbeit mit Ortsheimatpfleger Hans-Henning Maas. Vereinsmitglied Hartwig Kemmerer fungierte als Herausgeber und trug für den 420 Seiten starken Band Geschichtliches, Geschichten und Bilder von mehr als 60 Autor*innen aus Betheln, Eddinghausen und Haus Escherde zusammen.

Ein wichtiges Jahr dreisam feiern
Doch nicht nur zum Lesen laden die Bewohner*innen der drei Ortsteile im Jahr 2022 ein. Schließlich ist dieses Jahr für sie ein ganz besonderes: Vor 1.000 Jahren wurde Betheln erstmals urkundlich erwähnt. Dieses besondere Jubiläum feiern Eddinghausen und Haus Escherde mit. Neben einer Ausstellung im Gronauer Stadtmuseum ab 7. Mai haben die drei Orte unter dem Dach des Dorfpflegevereins ein buntes ganzjähriges Festprogramm zusammengestellt. „Wir hoffen, dass die Pandemie-Situation es erlaubt, all die Planungen von Vorträgen und Wanderungen über Märkte und Feste bis hin zu einer Tanznacht auch umzusetzen; und dass es dabei zu möglichst vielen festlichen und freundlichen Begegnungen kommt!“, wünscht sich Angela Grapentin.

Ulrich Blasberg, 2. Vorsitzender des Vereins, wohnhaft zwischen Eddinghausen und Haus Escherde, ergänzt: „Die Dorfpflege versteht sich als Verein für alle drei Orte. Das tragen wir nicht nur im Namen, wir leben es. Deshalb war es uns sehr wichtig, dass es im Jubiläumsjahr auch überall Veranstaltungen gibt.“ So lädt das gerade in Eddinghausen entstehende Backhaus Jugendliche im August zum Pizzabacken ein und Ende Oktober kann man den „Wald im Wandel“ in Haus Escherde erkunden.

Gemeinsam für einen besseren Ort
Auch außerhalb des Jubiläums bemüht sich die Dorfpflege Betheln – Eddinghausen – Haus Escherde um Projekte und Aktionen für Familien, sodass Menschen aus allen drei Orten – und teils auch weit darüber hinaus – zusammenkommen. So ist beispielsweise ein Publikumsmagnet im Jahreslauf der Dorfflohmarkt, „ein ganz normaler Flohmarkt; mit dem Unterschied, dass die Leute die Sachen, die sie verkaufen wollen, direkt vor der eigenen Haustür, im Garten oder in der Garage aufbauen“, erklärt die Verantwortliche Diana Kirschniok das Prinzip der seit 2015 stattfindenden Veranstaltung, und weiter: „Es macht einfach Spaß, durchs Dorf zu bummeln, zu schauen, ob man etwas Schönes findet. Gutes Wetter, eine Bratwurst und ein Stück Kuchen machen den Tag dann perfekt!“ Dieses Jahr findet der Dorfflohmarkt am 2. April in Betheln statt.

Nicht weniger beliebt, allerdings nur bei den Bewohner*innen der drei Orte, ist die Müllsammlung im März. Der 13-jährige Max Kirschniok berichtet: „Da treffen wir uns alle bei der Feuerwehr und es wird besprochen, wer welche Strecke in den Orten und in der Natur drum herum bekommt. Wir kriegen Müllsäcke, Greifer und Warnwesten und dann gehen wir los, um in unserem Bereich weggeworfene Sachen einzusammeln.“ Zu ihrer Motivation, diese Aktion gemeinsam zu unterstützen, sagen Max‘ Freunde Tristan und Thore von der Brelie (14 J.): „Wir müssen auf unsere Welt achten und sie zu einem besseren Ort machen. Und das ist einer der ersten Schritte dazu.“

Nach getaner Arbeit sitzen alle Beteiligten zusammen und denken sich möglicherweise zufrieden, was auch auf einem Jubiläums-Plakat mit Porträts von Einwohner*innen aus Betheln, Eddinghausen und Haus Escherde in der Ortsmitte von Betheln steht: „Schön hier!“

Silke Pohl

Die 6 Vereins-Filme sind entstanden im Projekt „Vereine los!“ des KulturKreis Gronau e.V., unterstützt vom Netzwerk „VereinT – Das Vereinsnetzwerk Leinebergland“. Die „Vereine los!“-Veranstaltungen standen in pädagogischer Verantwortung des VNB (Verein Niedersächsischer Bildungsinitiativen) und wurden ermöglicht durch die freundliche Unterstützung von: MWK (Ministerium f. Wissenschaft und Kultur), Landesverband Soziokultur Niedersachsen, Stiftung Niedersachsen, Fonds Soziokultur, Wülfing Impuls e.V., Kulturstiftung der Sparkasse für die Region Hildesheim, Heinrich Dammann Stiftung, Klosterkammer Hannover, Landkreis Hildesheim, Förderverein Netzwerk Kinder- und Jugendarbeit der Samtgemeinde Leinebergland e. V.

Letzte Aktualisierung: 14.10.2024

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